Spätestens seit Trump II ist es offensichtlich, dass Europa in vielen Bereichen mehr auf eigenen Füßen stehen muss, dazu gehört neben den miltärischen Fähigkeiten (darauf werde ich jetzt nicht näher eingehen) vor allem das Digitale. Ich habe in den letzten Monaten - aber auch schon davor - versucht, Hardware, Software und Dienste von US-Tech-Giganten durch europäische Alternativen zu ersetzen. In einigen Bereichen war ich dabei sehr erfolgreich, in anderen ist es sehr schwierig. Ich möchte mal einen kleinen Überblick geben:

Hardware

Hier gibt es zur Zeit (neben dem PC) ein iPhone 12 mini (Apple), eine Sportuhr von Garmin und einen Radcomputer von Wahoo. Solange diese Hardware funktioniert, werde ich sie auch weiterbenutzen. Würde ich jetzt eine neue Sportuhr kaufen, käme möglicherweise Polar (Finnland) in Frage und beim Radcomputer der deutsche Hersteller Sigma

Betriebssysteme

Gerade auf dem PC von Windows 10 auf Linux Mint umgestiegen, das ist aber nichts neues - ich hatte seit ca. 1999 immer wieder mal Linux auf meinen Rechnern (SuSE, Debian, Ubuntu seit der ersten Version 2004 und Elementary OS, etwa in dieser Reihenfolge). Auf dem Smartphone ist natürlich iOS nicht ersetzbar, Android höchstens durch eine Google-freiere Variante. Wenn das iPhone den Geist aufgibt, käme evtl. ein Google Pixel mit Graphene OS in Frage.

Browser

Firefox statt Internet Explorer, Chrome oder Edge - das war schon immer so. Nehme ich gar nicht als bewussten Schritt wahr.

E-Mail

Ähnlich - statt Google Mail oder Outlook schon sein 2014 Posteo, eine kleiner und symphatischer Anbieter aus Berlin, bei dem ihr ab 1 Euro/Monat (abhängig vom gewünschten Speicherplatz) dabei seid. Vorher auch schon die üblichen deutschen Freemail-Anbieter (GMX, Web.de und Strato)

Messenger

WhatsApp ist installiert, aber deutlich mehr Kontakte habe ich bei Signal und einige wenige bei Threema. Telegram spielt keinerlei Rolle mehr.

Office

LibreOffice statt Microsoft war im privaten Bereich schon immer so (früher hieß es OpenOffice), ebenfalls ein absoluter „No-Brainer". Etwas schwieriger ist es bei den browserbasierten Office-Programmen. Ich benutze diese nicht besonders oft, habe aber trotzdem mal einen Account bei CryptPad angelegt. Es ist aber deutlich hakeliger als Google Drive und fühlt sich weniger geschmeidig und desktop-artig an.

Soziale Netzwerke

Sicher das spannende und emotionalste Kapitel.

X habe ich schon zu Silvester 2022, kurz nach der Übernahme durch Elon Musk, verlassen, als es noch Twitter hieß. Der einzige Ersatz war zunächst nur Mastodon, einige Kontakte sind aber auch zu Bluesky gewandert, ein kommerzielles, aber deutlich kleineres und bis jetzt halbwegs vernünftiges US-Unternehmen, dessen Netzwerk deutlich an das „alte" Twitter erinnert.

Instagram hat sich bis vor kurzem hartnäckig gehalten, wenn auch mit viel Schauen und wenig selbst Posten. Ende April 2025 war damit aber auch Schluss.

Facebook war schon immer eine On-Off-Geschichte, zuletzt war ich 2024 für ein paar Monate während dort (während des StuB-Wahlkampfs hier in Erlangen)

Bei LinkedIn, TikTok und Threads hatte ich noch nie einen Account und plane es auch nicht.

Schwer zu ersetzen bleiben Strava, Reddit und YouTube - letzteres betreibe ich auch nur im „passiven" Modus.

Kartendienste

Hier ist Google Maps für viele Dinge schwer zu ersetzen (bzw. ich habe es noch nicht wirklich ausprobiert). Street View dient natürlich auch als Grundlage für Geoguessr, das ich oft spiele. Im Wander- und Fahrradbereich hat sich aber der BikeRouter sehr bewährt (so sehr, dass ich z.B. extrem selten Komoot benutzt habe), und als mobile App ist CoMaps sehr vielversprechend.

KI

Wie schon gesagt, das superheiße Thema im Moment und auch sehr umstritten! Ich habe die bewusste Entscheidung getroffen, als einzige KI-App auf dem Smartphone das französische Mistral zu installieren und benutze es recht sparsam (hauptsächlich, um Bildbeschreibungen für Posts bei Mastodon und Bluesky zu generieren). Bei den gerade beschriebenen Programmierexperimenten bin ich aber stark auf US-Modelle angewiesen (GPT 5, Claude 4). Ich habe auch die bewusste Entscheidung getroffen, für KI privat kein Geld auszugeben - die Kosten dürften grob mit dem Token-Verbrauch bzw. der Rechenleistung korrellieren und diese mit den CO2-Emissionen.

Softwareentwicklung

Gerade auch von GitHub zu Codeberg gewechselt - auch die Seite, die ihr hier gerade lest, liegt dort. Ob ich wirklich dauerhaft ohne GitHub-Account auskommen kann, ist aber fraglich, wenn ich zu anderen Open-Source-Projekten etwas beitragen oder die diversen Dienste nutzen möchte, die einen GitHub-Account voraussetzen.

Shopping und E-Books

Ein Account bei Amazon ist auch vorhanden, wird aber nicht sehr stark benutzt, vielleicht 3-4 Einkäufe im Jahr. Als E-Book-Reader habe ich seit Ende 2022 (oder so) einen Tolino.

Streaming und Musik

Hierzu kann ich nicht so viel sagen, da ich kein großer Film- oder Serienjunkie bin und mir für Dokus YouTube und die öffentlich-rechtlichen Mediatheken meistens ausreichen. Ich hatte für einige Jahre Netflix (im Moment aber nicht) und habe auch schon einige Male Spielfilme bei Amazon Prime Video geschaut. Welcher Streaming-Dienst der geeignetste ist, hängt auch stark von den eigenen Lieblingsserien und Vorlieben ab. Ähnlich bei Musik - hier habe ich bis jetzt immer Apple Music benutzt. Spotify, der dominierende Konzern hier, der in vielen Bereichen fragwürdig ist, ist auch kein US-amerikanisches, sondern ein schwedisches Unternehmen.